3. Oktober

Seit 1990 ist der 3. Oktober der Tag der deutschen Wiedervereinigung.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland von den Besatzungsmächten, USA, England, Frankreich und Russland, in 4 Besatzungszonen eingeteilt.

1949 entstanden zwei deutsche Staaten, da die Russen sich von den anderen Aliierten getrennt hatten und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten in der von den Russen verwalteten Besatzungszone gründeten, und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen, die die drei anderen Besatzungszonen der Amerikaner, Engländer und Franzosen umfasste. Die DDR war ein sozialistischer Staat mit einer Planwirtschaft wie in der UDSSR, während in der BRD eine soziale Marktwirtschaft eingeführt wurde.

Berlin, die alte Hauptstadt Deutschlands, war eine Insel in der DDR. Nach dem Krieg wurde die Stadt ebenfalls in 4 Besatzungszonen genau wie der Rest Deutschlands aufgeteilt. Da viele Leute über Berlin in den Westen gingen, was ein großes Problem wegen der Abwanderung der Facharbeiter und Intellektuellen für den Staat war, hat die DDR 1961 die Berliner Mauer errichtet, die die Stadt in zwei teilte und verhinderte, dass die Bürger der DDR das Land verließen, denn die Mauer wurde schwer bewacht genau wie die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten.

Die Nachkriegsjahre waren geprägt durch den Kalten Krieg zwischen dem Westen und dem Osten, vertreten durch die Nato auf der einen und den Warschauer Pakt auf der anderen Seite.

In den siebziger Jahren gab es eine Annäherung zwischen beiden deutschen Staaten. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt, ein Sozialdemokrat, stattete Polen einen Staatsbesuch ab, wobei er für die Kriegsverbrechen um Vergebung bat, was einen wichtigen Schritt zur Kooperation zwischen beiden politischen Blöcken darstellte.

Im Grundgesetz, der Verfassung der BRD, war die Wiedervereinigung Deutschlands als Ziel festgeschrieben, aber niemand dachte, dass das in naher Zukunft erreichbar sei.

Zu Beginn der achtziger Jahre, verschlechterte sich die Wirtschaftslage der DDR, welche stark von der UDSSR subventioniert wurde, zunehmend und dadurch auch die Lage ihrer Bürger. Es gab zunächst kleine Widerstandsbewegungen gegen das Regime, das keine Meinungsfreiheit zuließ.

Die Unzufriedenheit nahm mehr und mehr zu und im Laufe des Jahres 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, der im großen Stil begangen wurde, begannen die Montagsdemonstrationen in Leipzig, bei der die Demonstranten sich in einer Kirche versammelten und dann friedlich die Stadt durchquerten. Jedes Mal trauten sich mehr Leute teilzunehmen und die Regierung war  jedes Mal mehr von der Situation überfordert.

Während des Sommers auf der Nordhalbkugel, zwischen Juli und August, fuhren viel Bürger nach Ungarn, um das Land zu verlassen. Die Ungarn gaben wider Erwarten dem Druck nach und öffneten die Grenze zur Tschechoslowakei, wo die Flüchtlinge in der Botschaft der BRD in Prag um Asyl baten. Nach kurzer Zeit war die Zahl der Flüchtlinge unüberschaubar und die Situation von rund 1000 Personen im Gebäude und den Gärten unerträglich. Nach zähen Verhandlungen zwischen beiden deutschen Staaten schickte die Regierung der BRD die Flüchtlinge in einem Zug nach Westdeutschland, nachdem die Regierung der DDR ihnen freies Geleit durch ihr Staatsgebiet zugesagt hatte. Aufgrunddessen folgten ihnen viele weitere Personen auf demselben Weg, woraufhin die Regierung der DDR sich genötigt sah, ein Dekret zur Reiseerlaubnis in die freien Staaten außerhalb der Warschauer Paktstaaten zu erlassen, in die ihre Bürger reisen konnten. Am selben 9. November, an dem das Dekret erlassen wurde, wurde die Nachricht in den Abendnachrichten gesendet, und auf Rückfrage erklärte der Sprecher, dass das Dekret ab sofort in Kraft träte, was zu Erstaunen und Ungläubigkeit führte. Allerdings stürzten sich die Massen kurz darauf auf die Transitgrenzübergänge, wo die Grenzsoldaten sich auf Grund der unkontrollierbaren Situation gezwungen sahen, die Grenzen zu öffnen, womit der Fall der Berliner Mauer begann. Es gab eine riesige Euphorie unter den Deutschen beider Staaten, die ein Wiedersehensfest nach 28 Jahren der Trennung feierten.

In der Folgezeit zerfiel die alte Regierung der DDR und das Volk begann über die Zukunft zu beraten. Am Anfang gab es eine Bewegung die zwei getrennte Regierungen erhalten wollte, aber danach beschloss das Volk die Deutsche Mark, die starke Währung des Westens zu übernehmen, und im Laufe der nächsten Monate sich in die Bundesrepublik Deutschland zu integrieren.

Parallel dazu begannen die 2+4 Verhandlungen zwischen den 4 aliierten Mächten, die immer noch eine Entscheidung über die Zukunft Deutschlands zu treffen berechtigt waren, und den beiden deutschen Staaten. Am Anfang sahen die Briten und Franzosen den Prozess mit sehr viel Skepsis, aber die Russen, vertreten durch Mijael Gorbatchov als Regierungschef, trugen sehr viel dazu bei, dass die Wiedervereinigung stattfinden konnte.

Als bereits alles entschieden war, musste ein Termin für die offizielle Wiedervereinigungsfeier festgelegt werden. Der 9. November war nicht möglich, da an diesem Tag 1938 die Reichskristallnacht war, in der Synagogen und Geschäfte der Juden, sowie ihre Friedhöfe von den Nazis zerstört worden waren.

So wurde der 3. Oktober ausgewählt, ein historisch unbelastetes Datum, an dem die Wiedervereinigung gefeiert wird, also der deutsche Nationalfeiertag begangen wird.

Allerdings muss man erwähnen, dass dieser Tag in Deutschland nur mit einer ziemlich schlichten Feier in einem immer wechselnden Bundesland begangen wird, und nicht ein Anlass zu einem großen Familien- und Volksfest wie in Chile ist.

Nichtsdestotrotz begeht unsere kleine Gemeinschaft den Tag mit einem Fest ähnlich wie dem “18” hier in Chile.